Kirchenaustritte – Hauptsache weg?

Unsere Landesgeschäftsführerin Catrin Schmühl und Präsident Guido Wiesner haben zu der zahlreichen Berichterstattung rund um die Kirchenaustritte ein Statement abgegeben.

Der Trend, aus der Kirche auszutreten, hält an und man hat nicht den Eindruck, dass die großen Kirchen ihm etwas entgegensetzen wollten. Die katholische Kirche scheint noch nicht begriffen zu haben, dass „auch schlechte Publicity ist Publicity“ nur für Dschungelkönige und AfD-Politiker ein Geschäftsmodell ist, ist sie doch scheinbar bemüht, jedem Skandal einen weiteren folgen zu lassen.

Die Kirche verliert nicht nur die berühmten „Kartei-Leichen“, die qua Säuglingstaufe Mitglied waren. Sie haben Kommunion und kirchliche Trauung als stimmungsvolles Familienfest mitgenommen, aber keine innige Bindung zu ihrer Religion und ihrer Kirchengemeinde – und spätestens, wenn die monatliche Kirchensteuerabgabe schmerzt, treten sie aus rationalen Gründen aus, genau wie sie das YPS-Heft-Abo irgendwann gekündigt haben, nachdem man es, obwohl man ihm entwachsen war, aus Gewohnheit und Nostalgie noch ein Jahr weiterbezahlt hat, ohne es zu lesen.

Die Kirche verliert gläubige Mitglieder – solche, die sich mit dem Christentum identifizieren, denen christliche Werte wichtig sind, die sich vor Ort engagiert haben, und solche, die lange versucht haben, innerhalb der Kirche Veränderungen zu bewirken. Das alles stört die katholische Kirche nicht wirklich, ist doch die einzige Reaktion „Betroffenheit“.

Lange haben wir gedacht, dass der Einfluss der Kirche auf die Politik schwächer wird, wenn Kirchenmitglieder nicht mehr die Mehrheit der Bevölkerung stellen. Falsch gedacht. Weder wächst der Druck auf den Staat, kirchliche Privilegien in Frage zu stellen, noch der Druck auf die Kirchen, an der Praxis von Verschweigen, Vertuschen sowie „Wasser predigen und Wein saufen“ substanziell etwas zu ändern. Betroffenheit reicht und kostet nichts.

Als Humanisten sehen wir kirchliche Institutionen kritisch. Wir verurteilen die Sonderbehandlung der Kirche durch den Staat, wir lehnen die Tolerierung einer parallelen Gesetzgebung ab. Kurzum: Wir müssten uns über jeden einzelnen Kirchenaustritt freuen.

Als Humanisten und Agnostiker tut es uns für die Katholiken leid, die in ihrer Kirchengemeinde eine Art seelische und geistige Heimat gesucht und vermutlich für längere Zeit auch gefunden haben, und die nun eine neue Art, ihren Glauben zu leben, finden müssen.

Als Humanisten, Agnostiker und Repräsentanten eines humanistischen Landesverbandes wünschen wir uns, dass unsere Stimme stärker gehört wird. Wir sind nicht nur Interessensvertretung derer, die nicht an einen Gott glauben, wir sind auch die Interessensvertretung derer, für die es nicht wichtig ist, ob es einen Gott gibt, sondern die sich für eine Welt einsetzen, in der humanistische Werte gelebt werden: Menschlichkeit, Solidarität, Gleichberechtigung, Aufklärung, Mitbestimmung.

Der Humanistische Verbands Deutschlands Niedersachsen lädt alle Menschen ein, sich über unsere Arbeit zu informieren, Kontakt aufzunehmen, nachzufragen – gerne auch kritisch – und sich bei uns zu engagieren.“

Sie erreichen die Autoren unter schmuehl@humanisten.de und unter praesident@humanisten.de.

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